Nina Schroth- zwischen Beruf und Berufung

Die Europameisterschaft in Moskau begann für Nina Schroth mit einer Überraschung. 

Nachträglich wurde sie aufgrund von Disqualifikation durch Doping einer griechischen Athletin zur Europmeisterin der EM 2019 im Zweikampf und zur Silbermedaillengewinnerin im Stoßen erklärt. Erfahren hat sie dies durch Zufall. “Ich wurde bei der Athletenvorstellung als amtierende Europameisterin angekündigt – da war ich erst mal ganz verwirrt. Später habe ich dann die Ergebnislisten aus dem Jahr 2019 durchgeschaut und habe mich tierisch über das nachträgliche Geschenk für die harte Arbeit der letzten Jahre von mir und meinem Heimtrainer Rainer Dörrzapf, gefreut.”

Als Ziel für die diesjährige EM hatte sich Nina vorgenommen, an die Leistungen der EM 2019 in Batumi anzuknüpfen – dies sollte ihr gelingen. “Von den neun Athletinnen, die in der A-Gruppe an den Start gegangen sind, hätte jede das Zeug dazu gehabt, auf dem Podest zu landen.” Doch mit ihren 100 kg im Reißen setzte sich Nina durch und sicherte sich die Silbermedaille. Und das, obwohl im Vorfeld nicht alles reibungslos ablief.

Die ständigen Verschiebungen sowie Absagen von Wettkämpfen belasteten ihren Körper stark. “Ich hatte mit Rückenproblemen die Schmerzen bis in beide Oberschenkel ausstrahlten, zu kämpfen.” Diese wirkten sich im Trainingsprozess negativ auf die Kniebeugelasten aus, weshalb ein Stoßen über 120 kg unmöglich war. Auch einer OP am Ellenbogen musste sie sich unterziehen. Umso glücklicher und dankbarer ist Nina ihrem Team rund um die MS Sportreha Landau und den Mutterstädter Physios Felix Stasch, Paula Frank und Jasmin Godon, die ihr halfen, ihre Leistungen in Moskau an den Tag zu legen.

Weder Schmerzen noch die Bedingungen in der Corona-Pandemie brachten Nina von ihrem Weg ab. Im ersten Lockdown von Mitte März bis Mitte Mai 2020, trainierte sie mit geliehenem Equipment des AC Mutterstadt auf einem Wetter geschützten Trainingsplatz, der ihr vom “Weingut Andres” in ihrer Nachbarschaft zu Verfügung gestellt wurde. Nach dieser Zeit war das Training als Kaderathletin wieder regulär möglich. 

Neben ihrer sportlichen Karriere, die 2001 beim TSG Haßloch nach langem Ausüben des Turnens begann, ist Nina auch ihre berufliche Entwicklung von Anfang an sehr wichtig. Sie entschied sich gegen eine Stelle in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und machte stattdessen eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse Rhein-Haardt. Diese absolvierte sie sogar in Regelzeit von August 2012 bis Januar 2015. “Danach habe ich noch eine Zeit lang als Vollzeitkraft gearbeitet. Seit 2018 bin ich jedoch als Privatkundenberaterin im Beratungszentrum Neustadt-Mitte tätig und fühle mich dort sehr wohl.”

Mittlerweile arbeitet sie in Teilzeit, da sie mit einer 40 Stunden-Woche und dem ambitionierten Leistungssport an ihre körperlichen Grenzen gekommen ist. Nun hat Nina mehr Zeit für ihr Training und die ebenso essenziellen Regenerationsmaßnahmen. “Ich bin meinem Arbeitgeber wirklich sehr dankbar, dass ich Beruf und Leistungssport unter einen Hut bekommen kann. Für mich ist nun mal auch der geistige Ausgleich mit den Kunden und Kollegen sehr wichtig – sodass sich nicht ständig alles ums Gewichtheben dreht.

Für Olympia kann sich Nina Schroth leider nicht qualifizieren, da ihre Gewichtsklasse bis 81 kg nicht olympisch ist. Für sie wird der Fokus in den kommenden Monaten auf der Bundesliga-Gewichtheben liegen, in der sie für den AC Mutterstadt an den Start geht. Wann die Saison aber tatsächlich starten und inwieweit sie in 2021 überhaupt durchgeführt werden kann, ist derzeit leider noch offen.